Die Gestalt der Institution: Eine Architekturgeschichte der Globalisierung im 20. Jahrhundert

Seminar Architektur und Stadt II / IV (056-0002-01)
Veranstalter: MAS ETH GTA
Dozierende: Dr. Susanne Schindler, Marie-Anne Lerjen
Zeit: Freitags, 13.00-16.30 Uhr
 


Bildquelle: Filmstill aus Gordon Hyatt, Between the Word and the Deed..., New York 1970. Courtesy: Gordon Hyatt

Link zum Film: Gordon Hyatt, Between the Word and the Deed..., New York 1970.


Das Seminar betrachtet die europäische Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive der Institutionen, welche Architekt*innen und Planer*innen gründeten, gestalteten und benutzten, um sich den Herausforderungen neuer Formen der Globalisierung zu stellen.

Das Ende der imperialen Weltreiche nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg veränderte grundlegend die global vernetzte Macht- und Handelsordnung des späten 19. Jahrhunderts. Sie wurde abgelöst von einer neuen Weltordnung, die auf dem Ideal demokratisch legitimierter Nationalstaaten fusste. Im Laufe des 20. Jahrhunderts bildeten sich parallel zu diesen Staaten jedoch auch eine Reihe neuer globaler Akteure heraus. Einige, wie die UN, beteuerten das Primat von Demokratie und universellen Menschenrechten. Andere, wie GATT und WTO, hatten zum Ziel, Kapital vor dem Eingriff demokratisch kontrollierter Staaten zu schützen.

Welche Auswirkungen auf Architektur und Planung hatte die Spannung zwischen Demokratie und universellen Menschenrechten einerseits, und einem globalisierten Kapitalismus andererseits? Im Seminar gehen wir dieser Frage nach, in dem wir den Fokus auf diejenigen Institutionen legen, die in der Grauzone zwischen staatlichen Behörden und privatwirtschaftlichen Unternehmen agierten. Dazu gehören Berufsverbände, Vereine, Stiftungen, Forschungsinstitute, Bürgerbewegungen und Interessensgruppen. Welches Weltbild und welche ökonomischen und politischen Annahmen prägten die Gestaltung von Institutionen wie Heimatschutz und Werkbund, UN-Habitat und Ökologie-Bewegung? Welchen Einfluss wiederum hatte deren Rechts- und Organisationsform auf die architektonischen und planerischen Projekte ihrer Mitglieder*innen?

Das Seminar hat das Ziel, die Verstrickung von Architektur, Ökonomie und Politik besser verstehen und beschreiben zu können. Ein zweites Ziel ist es, die Gestaltung von Institutionen ebenso als Aufgabe von Architekt*innen zu begreifen wie die Gestaltung von Gebäuden.