Master-Arbeit
Die Villa Gelpke-Engelhorn in Küsnacht-Itschnach von Beate Schnitter (1973). Eine architekturhistorische und politisch-institutionelle Aufarbeitung

Master-Arbeit
Francine Speiser
2019
 

Die Villa Gelpke-Engelhorn an der Zumikerstrasse 20a in Küsnacht, ein Bau von 1973, wurde am 2. Mai 2018 aus dem Inventar der schutzwürdigen Gebäude der Gemeinde Küsnacht entlassen. Die Villa, die geschickt in die topographische Umgebung hineinkonzipiert wurde, wird umringt von einem üppigen Garten, der sie vor Einblicken und Lärmimmissionen schützt. Ihr eigenwilliger Duktus, der Fächergrundriss, der mithilfe der Eckfenster in Richtung Süden genügend Licht in die Räumlichkeiten führt und zudem für grössere Wohnräume und kleinere Korridore sorgt, die Arena draussen vor der Ostfassade sowie das bunte Farbkonzept und das Oberlicht bei der Wendeltreppe im Innern sind nur einige Anhaltspunkte, welche die Villa charakterisieren. Erbaut wurde die Villa von der Bauherrin Christa Gelpke-Engelhorn in enger Zusammenarbeit mit der Architektin Beate Schnitter (*1929) von 1971 bis 1973.

Für den Zürcher Heimatschutz stellt der Kampf um den Erhalt der Villa Gelpke-Engelhorn eine Premiere dar: Da sich die Qualitäten der Villa, trotz Schutzerhaltungszuspruch vom Gutachter Michael Hanak [*1968] (2016), dem Baugericht in der ersten Instanz nicht erschlossen, setzt der Zürcher Heimatschutz den Kampf und den Erhalt der ungewöhnlichen Villa − zum ersten Mal für ein Bauwerk aus den 1970er Jahren − vor dem Verwaltungsgericht fort. Angesichts der ungewöhnlichen Konstellation von Beate Schnitter als Frau im Architekturberuf um 1971, der geschiedenen Auftraggeberin Christa Gelpke-Engelhorn, der Wohnbauphilosophie des Neuen Bauens als auch der organischen Architektur, sowie der Kriterien für schutzwürdige Bauten, welche in dieser Villa zusammentreffen (wie etwa der Ensembleschutz), entwickle ich in dieser Masterthesis neue Kriterien für den Denkmalschutz von Bauten aus den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, welche in der breiten Gesellschaft bekanntlich wenig geschätzt und als hässliche, sperrige und schlecht gebaute Energieschleudern abgewertet werden. Die offensichtlich zu wenig gut erforschte Architektur von Frauen in der Schweiz ruft ausserdem eine Auseinandersetzung mit der politologisch-institutionellen Debatte auf, welche verdeutlicht, dass Architektinnen im 20. Jahrhundert unter erschwerten Bedingungen gewirkt haben.