SNF-Forschungsprojekt
Städtebau als politische Kultur. Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli (1876–1959)

SNF-Forschungsprojekt
Dr. Sylvia Claus, Dr. Lukas Zurfluh
2012–2018
 


Wie kein anderer prägte Hans Bernoulli das genossenschaftliche und private Siedlungs- und Wohnungswesen der Schweiz. Der auch international äusserst einflussreiche Basler Architekt, Stadtplaner, Theoretiker und Hochschullehrer war ein Homo politicus, sein Schaffen ethisch motiviert. Architektur galt ihm als Teil eines übergeordneten gesellschaftlichen Ganzen. Bis heute haben seine Gedanken und Vorschläge nicht an Brisanz verloren.
Nach ersten Erfolgen mit Wohn- und Geschäftshäusern in Berlin und Mitteldeutschland machte sich Bernoulli bald mit städtebaulichen Arbeiten einen Namen. Seit 1910 Architekt der Deutschen Gartenstadtgesellschaft entwarf er unter anderem die Bebauungspläne für die Siedlungen Falkenberg bei Berlin und Reform in Magdeburg. 1912 zum Chefarchitekten der Basler Baugesellschaft berufen, avancierte er zu einem der Pioniere des Kleinwohnungs- und Siedlungsbaus in der Schweiz. Er realisierte in Basel, Zürich, Winterthur und Grenchen mehr als 30 Projekte. Darüber hinaus etablierte er den Städtebau als Lehrgebiet an der ETH Zürich und hatte damit massgeblichen Einfluss auch auf die jüngere Generation der Schweizer Moderne.
Die von Bernoulli damals erkannten Probleme sind nach wie vor nicht gelöst: Die Spekulation mit Grund und Boden ist noch immer eine der schwierigsten Herausforderungen für sinnvolle Gesamtplanungen. Die Folgen sind offensichtlich – Landschaftszerstörung, renditeträchtige Umwandlung günstigen Wohnraums in teure Quartiere mit entsprechenden sozialen Folgen, akute Wohnungsnot. Nicht zuletzt deshalb ist die von Bernoulli praktisch wie theoretisch problematisierte Frage nach dem Allgemeinwohl geradezu brennend aktuell.

Das vom Schweizerischen Nationalfonds SNF und dem Innovedumfonds des Rektorats der ETH Zürich (Projektförderung für Lehrinnovationen) geförderte Forschungsprojekt «Städtebau als politische Kultur. Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli» wurde unter Beteiligung der Studierenden und Alumni des MAS durchgeführt. Die Studierenden und Alumni verfassten den historisch-kritischen Werkkatalog in der Monographie, die im Dezember 2018 im gta Verlag erschienen ist. Die ebenfalls von Studierenden kommentierte Anthologie der theoretischen Schriften Hans Bernoullis wurde im Frühjahr 2019 online publiziert.

Interview zum Buch am 20.12.2018 in der Sendung Kultur kompakt beim SRF2
Soundfile

Monographie

Städtebau als politische Kultur. Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli


Sylvia Claus, Lukas Zurfluh (Hg.)

Die Publikation stellt Leben und Werk Hans Bernoullis in einen historischen Zusammenhang. Sie verortet die Komplexität seines Wirkens zwischen politisch-wirtschaftsreformatorischer und architektonisch-städtebaulicher Diskussion und unternimmt damit eine auch internationale Neupositionierung dieses wichtigen Schweizer Architekten.

Fotografien von Cédric Eisenring, Andreas Koller, Ewa Maria Wolańska
Beiträge von Hubertus Adam, Sylvia Claus, Katia Frey und Eliana Perotti, Bettina Held, Dorothee Huber, Jörg Kuhn, Bruno Maurer, Riccardo Rossi, Lukas Zurfluh
Katalogbeiträge von Dan Costa Baciu, Nina Behjati, Nik Biedermann, Annette Bohr, Victoria Bromm, Katrin Derleth, Nicole Giambonini, Michael Grunitz, Christine Heidrich, Maria Ilyevskaya, Nadine Kahnt, Martina Kausch, Dorothée Knecht, Hannah von Knobelsdorff, Andreas Kriege-Steffen, Konrad Kronbauer, Kristina Mages, Susanne Sauter, Boris Schibler, Janine Schiller, Daniel Schläpfer, Annabelle Schulte, Judith Taeger, Jay Thalmann, Lukas Zurfluh
Gestaltet von Philippe Mouthon

2018. 22,5 x 30 cm, Hardcover mit Fadenheftung
384 Seiten, 356 Abbildungen
ISBN 978-3-85676-353-4
89.00 CHF / 78.00 EUR

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Textanthologie

Städtebau als politische Kultur. Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli


Sylvia Claus, Lukas Zurfluh (Hg.)

Neben seiner Tätigkeit als Architekt und Städtebauer schuf Hans Bernoulli ein reiches publizistisches Werk. Für verschiedenste schweizerische und internationale Fachzeitschriften aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Planung sowie Ökonomie und Kultur schrieb er seit seiner Studienzeit unzählige, mitunter sehr prägnante Artikel. Diesen Aspekt seines Schaffens würdigt die vorliegende, historisch-kritisch kommentierte Anthologie, die erstmals die breite, publizistische Tätigkeit Bernoullis zu Architektur und Städtebau in einem Band zusammenfasst und dabei auch entlegen veröffentlichte Texte berücksichtigt. Sie konzentriert sich auf Schriften, die für Bernoullis architektonisches und städtebauliches Oeuvre von besonderer Bedeutung sind und seine Schlüsselstellung in der Praxis und Theorie der Schweizer Baukultur des 20. Jahrhunderts unterstreichen.

Mit Beiträgen von Christian Blum, Markus Burkhalter, Nina Farhumand, Deborah Fehlmann, Eva Hauck, Mira Heiser, Stephanie Hirschvogel, Hannah Knoop, Suse Koch, Christina Leibundgut, Matthias Moroder,
Alexandros-Dimosthenis Protopappas, Christoph Ramisch, Nora Seyboth, Linda Stagni, Barbara Truog, Yue Zhao, Richard Zemp, Lukas Zurfluh

2019. Online-Publikation
172 Seiten